Für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kann eine Hormonbehandlung die Chancen für eine Schwangerschaft erhöhen. Oft ist der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch Störungen im Hormonhaushalt. Obwohl hormonelle Ursachen sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorliegen können, erfolgt eine Hormonbehandlung in den meisten Fällen bei der Frau.
Oft liegt die Ursache in einer Störung der Balance zwischen den männlichen (Androgene) und weiblichen (Östrogene) Hormonen (Hyperandrogenämie). Die Eibläschen reifen bei den betroffenen Frauen nur bis zu einer geringen Größe (etwa 6-8 mm) heran und der Eisprung bleibt aus. Daneben gibt es auch weitere hormonelle Ursachen einer Follikelreifestörung. So kann auch eine erhöhte Konzentration des Hormons Prolaktin die Fruchtbarkeit hemmen. Prolaktin fördert das Wachstum der Brustdrüsen während der Schwangerschaft und unterdrückt den Eisprung. Eine erhöhte Prolaktin-Konzentration vor der Schwangerschaft kann mit prolaktinhemmenden Medikamenten behandelt werden.
Die Hormonbehandlung bei Frauen zielt darauf ab, die Eizellreifung zu unterstützen und den Eisprung auszulösen. Auf diese Weise lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung steigern. Die Erfolgschancen pro Behandlungszyklus sind vom Alter der Frauen und dem Ausmaß der Hormonstörung abhängig und liegen im Durchschnitt zwischen 10 und 20 %.
Geschlechtshormone sind zum Beispiel dafür verantwortlich, dass es zum Eisprung kommt, dass Follikel reifen oder dass sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann. Wenn dieses Hormongleichgewicht gestört ist, kann das die Ursache dafür sein, dass es mit dem schwanger werden nicht gut läuft. Mit einer Hormontherapie soll der Zyklus stabilisiert werden. Sie kann Frauen helfen, die zum Beispiel einen unregelmäßigen Zyklus oder keinen Eisprung haben, aber auch bei einer Gelbkörperschwäche oder dem PCO-Syndrom. Dazu noch sollen die Eierstöcke angeregt werden, Eizellen zu produzieren und ein Eisprung ausgelöst werden. Das kann genutzt werden, um entweder auf natürlichem Weg oder im Rahmen einer künstlichen Befruchtung den Kinderwunsch zu erfüllen.
Nicht zu vernachlässigen sind darüber hinaus die Schilddrüsenhormone. Normale Schilddrüsenwerte spielen eine wichtige Rolle für die Chance auf eine Schwangerschaft. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann durch regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonpräparaten behandelt werden.
Vor Beginn einer Hormonbehandlung wird eine ausführliche Diagnostik während des Menstruationszyklus durchgeführt. Dabei prüft der Arzt, ob eine Störung im Hormonhaushalt vorliegt, welche Hormonwerte ggf. zu hoch oder zu niedrig sind. Darüber hinaus überwacht er mittels Ultraschall das Follikelwachstum in den Eierstöcken und überprüft wann bzw. ob ein Eisprung erfolgt. Diese Informationen sind wichtig, um festzustellen, ob eine Hormonbehandlung notwendig ist und welche Hormonpräparate für die Behandlung am besten geeignet sind.
Die Behandlung beginnt meist am dritten bis fünften Tag nach dem Einsetzen der Regelblutung. Die Medikamente können entweder oral als Tabletten (Clomifen) oder als Injektionen unter die Haut gegeben werden. Die Injektionen enthalten für gewöhnlich nur FSH, gelegentlich aber auch eine Kombination aus FSH und LH und werden meistens einmal täglich mit Hilfe eines Pens injiziert. Nach entsprechender kurzer Einweisung können die Frauen die Injektion selbst durchführen. Bei bestimmten, jedoch sehr seltenen Hormonstörungen, bietet die Behandlung mit einer Hormonpumpe die besten Aussichten auf Erfolg.
Etwa ab dem achten Tag des Menstruationszyklus überprüft der Arzt mit Ultraschall und Blutuntersuchungen den Verlauf der Follikelentwicklung. Bei manchen Patienten erfolgt der Eisprung von selbst, wenn der größte Follikel eine Größe von etwa 18-20 mm erreicht hat. In anderen Fällen muss der Eisprung durch die Gabe eines weiteren Hormons, dem humanen Choriongonadotropins (hCG), ausgelöst werden. Der Arzt gibt dann die Empfehlung, an welchen Tagen der Geschlechtsverkehr die besten Aussichten auf eine Befruchtung hat. Bei deutlich eingeschränkter Beweglichkeit oder Anzahl der Spermien ist jedoch die Behandlung mittels künstlicher Befruchtung notwendig.
Wenn die Follikel groß genug sind, kann der Arzt die Eizellenentnahme, sogenannte Punktion planen. Die findet meistens 2-4 Tage nach dem zweiten Ultraschall statt. Der Eingriff dauert ungefähr 10-20 Minuten und wir meistens unter Vollnarkose durchgeführt. Am Tag der Entnahme müssen auch die Spermien des Mannes abgegeben werden. Nach der Punktion erfolgt im Labor die Befruchtung der Eizellen. Am nächsten Tag wissen wir schon, ob die Befruchtung erfolgreich war, oder nicht.
Der Embryotransfer (die Übertragung von Embryonen in die Gebärmutter der Frau) erfolgt, je nach der Entwicklung, in 3-5 Tagen nach der Punktion. Bei dem ET ist keine Narkose nötig. Der Eingriff ist sehr ähnlich wie eine gynäkologische Untersuchung und dauert ca. 10-15 Minuten.
Eine Hormonbehandlung ist nicht ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen. Das gesundheitlich gefährlichste Risiko besteht in einer Überstimulation der Eierstöcke. Etwa ein bis fünf Prozent der Frauen sind davon betroffen. Bauchschmerzen oder ein Spannungsgefühl im Bauch sind häufige Symptome dieser Überstimulation. Im schlimmsten Fall kann das lebensgefährlich sein. Durch Beobachtung der Eierstöcke wird Ihr Frauenarzt jedoch darauf achten, dass es nicht dazu kommt.
Mehrlingsschwangerschaften können eine weitere Nebenwirkung einer Hormontherapie sein. Durch die Hormonpräparate kann es dazu kommen, dass zu viele Eizellen auf einmal reifen. Werden diese erfolgreich befruchtet, kommt es schnell zu Zwillingen, Drillingen oder gar noch höheren Mehrlingsschwangerschaften.
Hinzu kommt, dass sich durch die Hormoneinnahme zum Beispiel die Gebärmutter verändern kann, sodass es schwerer für ein befruchtetes Ei ist, sich einzunisten oder dazu führt, dass der Zervixschleim die Spermien nicht durchlässt. Auch das Risiko einer Thrombose steigt leicht an.
Schließlich kann die Einnahme von Hormonen zu Symptomen führen, die denen der Wechseljahre nicht unähnlich sind. Es kann zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen oder depressiven Stimmungen kommen. Ob der Nutzen einer Hormontherapie die möglichen Risiken übersteigt, können nur Sie selbst im Gespräch mit Ihrem Arzt abwägen und für sich entscheiden.